Der Winter in der TCM
Zeit für Rückzug und Innenschau 

So wie die Bäume, welche jetzt ihre Kraft und ihre Säfte nach innen ziehen, sie über die lange Zeit des Winters behutsam sammeln und bewahren, sollten auch wir diese Monate nutzen für mehr Ruhe, Stille und Selbstreflexion. 

Ruhe, Stille und Kraft

Die zahlreichen Facetten des Wassers kennen wir aus der Natur. Die friedvolle Stille einer von einem Schneemantel bedeckten Landschaft oder genau so die gewaltige Kraft eines Wasserfalls. In flüssiger Form fliesst das Wasser immer abwärts und in der Dampfform steigt es auf. Der freie Fluss des Wassers steht für Vitalität, Reinheit und Anpassungsfähigkeit. Ohne Strömung wird es faulig und schlackig. Das Prinzip des Wassers bedeutet in der TCM auf emotionaler Ebene auch, sich vor nichts zu scheuen, die Ungewissheit des Neuen zuzulassen und die Tiefen und Untiefen des Lebens zu durchstreiten. Urvertrauen und Weisheit stecken in diesem Element. Stark gestört, beziehungsweise geschädigt, werden sie durch Angst. .

Organbezug 

Dem Element Wasser werden die Organe Niere und Blase zugeordnet, sowie die Lebensessenz, das Knochenmark und die Zähne.

Mögliche Winterbeschwerden

Chronische Schmerzen und chronische Erkrankungen schaden besonders der Nieren- und Wasserenergie. Der Winter ist ein guter Zeitpunkt, um diesen tiefsitzenden Leiden entgegenzuwirken. Ebenso bei Leiden rund um die Wirbelsäule, im unteren Rücken oder sogar Fruchtbarkeitsstörungen. 
Depressionen, Schlafstörungen aufgrund einer inneren Unruhe oder Infekte treten jetzt auch vermehrt auf. 
Eine ausführliche Diagnose lässt die genauere Ursache erkennen und ermöglicht deren Bekämpfung mit den Methoden aus der Traditionellen Chinesischen Medizin.  

Den Ausgleich schaffen

Nebst den bewährten Anwendungen aus der TCM kann man mit folgenden Massnahmen das Gleichgewicht schaffen bzw. erhalten:
-    Sich ausreichend Schlaf und Ruhe gönnen
-    Meiden von starker Hitze und starker Kälte, auch in der Diätetik
-    QiGong Übungen bringen den Energiefluss wieder ins Gleichgewicht 

Ernährungstipps aus der TCM Diätetik

Ausgleichen

Eine mineralstoffreiche Ernährung ergänzt mit wärmenden Kräutern hilft den Ausgleich zum feuchtkalten Klima zu schaffen. Heimisches Wurzelgemüse, Kraut, Kohl und Rüben eignen sich besonders gut. Saisonale Pilze, Algen, Meeresfrüchte und Fisch dürfen jetzt öfters auf dem Speiseplan stehen. 

Die Balance ist wichtig

Ob abkühlend oder erhitzend, das Mass ist entscheidend, so wie bei Manchem. Mit einer abwechslungsreichen Ernährung von saisonalen, regionalen und naturbelassenen Nahrungsmitteln ist man sehr gut bedient.

Zwei saisonale Kräuter und ihre Tugenden

Zimt: Stärkt die Vitalfunktionen

Saisonal und wirkungsvoll: Zimt (Cinnamomi cortex, Cinnamomi ramulus) ist ein uraltes Gewürz, welches aus Sri Lanka stammt. In der Kräutertherapie wird Zimt sehr gerne eingesetzt um auf Milz, Magen, Gedärme, Herz, Niere, Lunge und Uterus Einfluss zu nehmen. Sein ätherisches Öl, Diterpene und Schleimstoffe wirken erwärmend und tonisieren das Yang.
Zimt ist von der Thermik her heiss und wirkt stimulierend, analgetisch, adstringierend, carminativ (blähungs- und gärungswidrig), antibakteriell und antifungal. 
Zimt wärmt und stimuliert alle Vitalfunktionen des Körpers. Bei Appetitlosigkeit, Abdominalschmerzen, Blähungen, Diarrhö, Verdauungsschwäche, Übelkeit und Erbrechen wird Zimt gerne in höheren Mengen angewendet, z.B. als Tinktur oder Dekokt. Ebenfalls bei Harnwegsstörungen wie Dysurie, Strangurie, bei Rücken- und Kniegelenkschwäche, kalten Extremitäten, Impotenz oder Erschöpfung.
Nicht während der Schwangerschaft, und nicht bei Magen- oder Darmgeschwüren einsetzen. Bei Hitzezeichen (z.B. Magenbrennen, Aphten) sollte der Zimtverzerr auf eine geringes Mass reduziert werden.

Rosmarin: Wärmt und beruhigt

Saisonal und wirkungsvoll: Der Rosmarin (Salvia rosmarinus, Rosmarinus officinalis) bedeutet auf lateinisch «Tau des Meeres». Reich an ätherischen Ölen mit Cineol, Campher, bitter schmeckenden Diterpenen, Triterpensäuren und Flavonoiden. TCM Funktionskreis: Herz, Leber, Milz, Magen, Niere und Gedärme. 
Der Rosmarin ist von der Thermik her warm, er tonisiert das Yang und das Qi. Es werden ihm viele gute Wirkungen zugeschrieben von stimulierend, auflösend, adstringgierend (zusammenziehend), aufbauend, cholagog (galletreibend), choleretisch (lebergallefördernd), bis zu Östrogenbildung anregend (Östriol, Östrol, Östradiol). 
Er eignet sich gegen Kältegefühle, Herzschwäche, Herzinsuffizienz, Depressionen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Energiemangel, Erschöpfung, Antriebslosigkeit, Schlafsucht, Impotenz, Hypotonie (Bluttiefdruck). Bei Verdauungsschwäche, Durchfall, Flatulenz, Blähungen, Völlegefühl, Entzündungen im Magen-Darm-Trakt lindert der Rosmarin die Beschwerden, dank seiner Milz-Qi und Magen-Qi tonisierenden Wirkung. 
Als Gewürz, im Tee, als Sirup oder für ein vitalisierendes Vollbad, kann er nach belieben eingesetzt werden.
Kontraindikation: Während der Schwangerschaft sollte der Rosmarin als Heilkraut in Tinkturen oder in einem Aufguss nicht angewendet werden.

Zwei saisonale Nahrungsmittel und ihre Tugenden

Birne

Saisonal und wirkungsvoll: Die Birne (Pyrrus communis) ist leicht diuretisch (Harntreibend), alkalisierend und dank ihrem hohen Ballaststoffgehalt stuhlregulierend. Von der Thermik her ist sie kühlend und wirkt auf die Funktionskreise Lunge, Gedärme, Gallenblase und Milz.
Ihre Yin tonisierende Wirkung ist bei Trockenheit, Durst, Lungen-, Halstrockenheit, trockenem Husten und Stimmverlust sehr nützlich. Bei Unruhe, Schlaflosigkeit, Nervosität und Fieber eliminiert sie die Hitze und nährt das Yin. Bei Anämie (Blutmangel) werden ganze Dörrbirnen in Rotwein indiziert -aber selbstverständlich nur in Massen konsumieren.
Die Birne ist alkalisch (basisch) und wirkt regulierend auf die Gallenblase. Bei Gallenblasenentzündungen, Gallenflussstau, Dickdarmentzündung oder Alkoholabusus unterstützt sie die Ausleitung von Feuchtigkeit und Hitze. 
Bei zähem Schleim, Sinusitis, Bronchitis, Husten mit Schleim Hitze (zum Beispiel gelbem Auswurf) ist Birnensaft mit Zitronensaft ein bewährtes Getränk, um die Schleim zu transformieren.
Laut Schulmedizin sollen Birnen auch den Cholesterinspiegel senken.
Immer sehr lecker und beliebig einzusetzen: Birnenkompott mit Zimt, Kardamom und Vanille. 
Kontraindikation: Bei Durchfall oder Husten mit hellem, klarem Auswurf.

Rande

Saisonal und wirkungsvoll: Rande, rote Beete (Beta vulgaris) roh und gekocht. Ballastoffreich, reich an Vitamin C, Selen, Zink, Kalium und Magnesium wirkt die Rande alkalisierend und anticancerogen. Von der TCM Thermik her ist sie neutral und vom Geschmack her süss, bitter. Die Rande tonisiert das Blut. Das muss als eine Blutnährende und Blutbildungsfördernde Wirkung verstanden werden, die sich positiv auf den Leberstoffwechsel und die Herzfunktion auswirkt. Das beruhigt wiederum den Geist. Deshalb eignet sich Rande auch bei geistiger Unruhe, Nervosität und emotionaler Instabilität.
Rande reguliert den Blutdruck. Der Randensaft wird als Begleitung während einer Chemo- oder Radiotherapie empfohlen, um das Blut und Knochenmark zu stärken. 
Die Ballasstoffe sind für die stuhlgangregulierende und abführende Wirkung verantwortlich. Gleichzeitig soll sie Darmparasiten eliminieren können. Das Betanin, welches für den roten Farbstoff verantwortlich ist, wirkt stark antioxidativ, anticancerogen und entgiftend. 
Der Mineralstoffgehalt der Randen sorgt für Leistungssteigerung, geistig wie auch physisch.
Vorsicht bei Steinleiden (z.B. Nierensteinen oder Gicht) sowie bei Morbus Crohn. 
Wie wär’s mit einem Randen Carpaccio mit Orangen, Zwiebeln und Ziegenkäse, auf einem Nüsslisalat-Bett?

Individuelle Beratung

Wünschen Sie genauere Informationen zur Diätetik nach der TCM oder individuelle Empfehlungen? Dann freue ich mich auf Ihre Kontaktaufnahme.